Seit Kindheit an war ich in den Ferien und spaeter im Urlaub immer wieder auf einem Bauernhof bei
Verwandten im Allgaeu. Ich hatte daran Spass mitzuarbeiten und wurde zwangslaeufig mit der Zeit so ziemlich mit
fast allen Arbeiten eines Milchviehbetriebes vertraut, wie Aussaat und Maehen sowie Gras-, Heu- und
Grummet-Einfahren.
Zu meinen "freiwilligen Aufgaben" gehoerten des Weiteren die Kuehe und die Pferde zu versorgen,
Melken von Hand und mit der Melkmaschine sowie der Umgang mit fast allen Maschinen, wie Traktoren, Heuzangen,
Ladewagen, Kreiselheuer usw. Des Weiteren habe ich u. a. gelernt, wie man mit dem Wirtschaftsgut "Gras" umgehen
sollte. Welche Vor- und Nachteile intensives Maehen hat (z. B. Stichwort "Gemeine Rispe").
Zu dem Hof gehoeren auch einige kleinere Mischwaelder mit Birken, Buchen, Eschen, Fichten und Kiefern.
Die Bauernfamilie versorgt sich seit jeher mit Brennholz daraus.
Wobei sie immer bewusst auf schonende Waldwirtschaft achten, wie z. B. moeglichst wenig Einsatz schwerer Maschinen.
Sie lassen auch genuegend totes Holz liegen, um den Lebensraum von Fliegen- und Mueckenlarven, Kaefer
und Wespen- und Wildbienen, sowie Waldameisen zu gewaehrleisten.
Es war fuer mich immer hochinteressant bei den Waldarbeiten dabei sein zu duerfen. - Allein schon die selektive
Auswahl der einzelnen Baumarten, verbunden mit dem Wissen einer Altersbestimmung, moegliche Ursachen einer Krankheit,
der Heizwert der Holzarten, eventuell stoerender Standort fuer andere Baeume, also warum gerade dieser und nicht der
andere Baum gefaellt werden sollte, gaben mir - als Staedter - einigen Einblick in diese liebenswerte, vielfaeltige
Pflanzen- und Tierwelt.
Zwischendurch war ich viel in den wenig beruehrten Illerauen unterwegs, beobachtete Rehe, Hasen und Raubvoegel, wie Bussarde, Habichte und die seltenen Roten Milane.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Bauernfamilie *) stets auf das Wohl ihrer Tiere und der Natur achtet. Als Staedter habe ich dabei viel gelernt. Mir wurde immer wieder vor Augen gefuehrt, welche wunderbare Geschenke uns die Natur, mit all ihren Facetten, gibt.
Unter anderem leistete die Familie Pionierarbeit, in dem sie ihren Rinderbestand auf das Originalbraunvieh vor dem 20. Jahrhundert zurueckgezuechtet haben. Die "Original Braunen" geben wohl etwas weniger Milch, als die Hochleistungskuehe, sind aber wesentlich widerstandsfaehiger, robuster und staemmiger. Da die Kuehe nicht auf hohe Milchleistung getrimmt sind, leben sie auch dementsprechend laenger.
Die Bauernfamilie hat sich schon immer gegen Wahnsinn gestraeubt, ihre Felder bis zu Wegrand maehen zu muessen. Zyklisch ist ein Beauftragter vom Landwirtschaftsamt rumgerannt und hat genau kontrolliert, wie viel Randflaeche nicht bewirtschaftet wurde. Fuer die nicht genutzte Flaeche wurde ihnen Subventionsgeld abgezogen. D. h. meine Verwandten waren schon vor gut 60 Jahren bis heute der heutigen Idee "Rettet die Bienen" gefolgt.
*) Inzwischen haben die Tochter und der Schwiegersohn den Hof uebernommen. Sie fuehren den Hof im Sinne der "Altbauern" und die Zucht des Original-Braunviehs ausgezeichnet weiter. Die Nachfrage nach den Originalen waechst staendig.
Mehr ueber den Bauernhof im Allgaeu und dessen Tiere siehe: https://www.original-braunvieh.org