Am H.-S.-Weg gibt es 2 grosse Wildblumenfelder in der Aufbauphase, die direkt an die Strasse angrenzen, in der ich wohne. Zwischen den beiden Feldern ist ein Wildgehoelz (ehemaliger Bahndamm) von ca. 15 bis 25 m Breite. Das Gehoelz bietet Raum, Schutz und Nahrung fuer Voegel und anderes Kleingetier.
2019 wurde das Volksbegehren "Rettet die Bienen" von unserer Regierung angenommen. Dies gab der Stadt Muenchen einen weiteren "Anstoss" die Stadt noch "gruener" zu gestalten. Um der damit verbundenen Artenvielfalt gerecht zu werden, ist es wesentlich bei der Ausfuehrung behutsam an einige Regeln aus Naturschutz und Landschaftspflege zu denken. Anders ausgedrueckt, es sollte darauf geachtet werden, moeglichst schonend mit diesen "unseren" Naturflaechen umzugehen. - Nicht zuletzt um auch ein besseres Ergebnis schnell zu erreichen.
Honig- und Wildbienen sowie andere Insekten sind die Grundlage fuer eine gesunde artenreiche Wildblumenwiese. Sie sind massgeblich verantwortlich mit ihrer Bestaeubung fuer die biologische Reichhaltigkeit der Blumen und Pflanzen. Die Vermehrung der Insekten wirkt sich unmittelbar auf andere Pflanzen- und Tierarten aus. Wobei der Effekt auf dem Land groesser ist. Gerade in der "Aufbauphase" zu mehr Insektenreichtum ist es wichtig, wie bereits oben erwaehnt, die Flora "zu hegen und zu pflegen".
Fuer eine artenreiche Wildblumenwiese ist ein magerer Boden die Basis. Ein magerer Boden ist naehrstoffarm, trocken und enthaelt nur wenig Humus. Aufgrund seiner Naehrstoffarmut wird die einseitige Vermehrung bestimmter Pflanzengruppen eingeschraenkt. Maeht man zusaetzlich die Wiese 1 bis 2 x im Jahr, dann wird noch mehr verhindert, dass sich rigoros naehrstoffhungrige Pflanzen ausbreiten und schwaechere Pflanzen wie z. B. Blumen, Graeser und Kraeuter verdraengen.
Dies gilt auch fuer die darin lebenden Tierarten. Die Lebensbedingungen fuer die Kleintiere, Insekten, Falter und Heuschrecken sind dort haerter. Ein zahlloses Vermehren bestimmter Tierarten, zum Nachteil anderer, regelt die Natur also von selbst.
Der richtige Zeitpunkt des Maehens ist, wenn sich die Samen der Pflanzen ausgebildet haben. In der Stadt, aufgrund der groesseren Waermeentwicklung, ist dies meist Anfang August. Wobei sich durch die letzten Trockenperioden der Zeitpunkt der "Hochbluete" immer mehr in Richtung Juli verschiebt.
Wildbienen haben, im Gegensatz zu Honigbienen, einen wesentlich kleineren Aktionsradius. Frau Prof. Dr. Susanne Renner von der LMU Muenchen hat in ihren Untersuchungen eine Flugdistanz von max. 125 m herausgefunden. Andere Quellen sprechen von groesseren Radien. Auf jeden Fall ist fuer die Entwicklung von Flaechen unter der Praemisse "Rettet die Bienen" ein etwas anderes "Maeh-Denken" - manche nennen es "Maeh-Management" - notwendig. Egal wie man es bezeichnet, im Folgenden sollten ein paar einfache bekannte Regeln im Zusammenhang mit dem Oberbegriff "Rettet die Bienen" beachtet werden:
Jeder natuerliche Boden enthaelt unterschiedliche Bodenpartikel, abhaengig von der Beschaffenheit des Bodens (Ton, Sand, Humus usw.). Dazwischen sind die Bodenporen eingelagert. Sie sind Freiraeume bzw. Hohlraeume, die Wasser und/oder Luft enthalten. Diese Freiraeume und die weitverzweigten Gaenge der Pflanzenwurzeln sowie die Pilznetzwerke sind die Basis fuer einen intakten, gesunden Boden.
In den Bodenporen wohnt auch zahlreiches Getier, wie Milben, Asseln, Faden- und Regenwuermer sowie Wirbeltiere z. B. Maeuse und Maulwuerfe. Die Pflanzenwurzeln dienen den Lebewesen u. a. zur Nahrung. Weiterhin tragen die Wurzeln mit ihren weitverzweigten Gaengen zur Durchlueftung und Auflockerung des Bodens bei. Parallel dazu bohren zahlreiche Kreaturen im Boden weitere Gaenge. Es ist also eine Symbiose von Bodentieren und Pflanzen, die fuer die Fruchtbarkeit des Bodens und damit fuer den Erhalt dieses, fuer uns wenig sichtbaren, Lebensraums sorgen.
Nun druecken zu schwere Fahrzeuge den Boden und damit auch die
Hohlraeume zusammen. Die Pflanzenwurzeln, die Wuermer, die gesamten
Geschoepfe im Boden haben damit mehr Probleme sich durch den
verdichteten Boden durchzuarbeiten.
Ferner wird die lebensnotwendige Sauerstoff- und die
Wasserversorgung, speziell in der wichtigen Tiefe um einen halben
Meter, reduziert. Die Folge davon, der Lebensraum im Boden wird noch
mehr verschlechtert. Etwas hart ausgedrueckt, den betroffenen
Erdschichten und die darin lebenden Tiere werden regelrecht die
"Luft abgedreht".
Da auch die Regenwuermer *) dezimiert werden, fehlen entsprechend diese kraeftigen Tiere, die sich durch das Erdreich bohren und fressen. Es gibt keinen Naehrstoffnachschub aus dem Kot der Regenwuermer, es erfolgt keine Umschichtung der Naehrstoffe und das permanent erweiterte Belueftungs- und Entwaesserungsrohrsystem durch die Wuermer verschwindet zusehends. Dementsprechend werden die abgestorbenen Pflanzenreste, das Laub, die toten Tiere wie Insekten, Milben, Tausendfuessler usw. geringer zersetzt und damit weniger wieder "aufbereitet". Der "Nahrungskreislauf" (mikrobieller Ab- und Aufbauprozess) fuer die Pflanzen und damit auch fuer die Lebewesen wird empfindlich gestoert. Die Bodenqualitaet nimmt ab.
Zusaetzlich kann sich durch die Bodenverdichtung eine Staunaesse bilden. Besonders problematisch ist das bei Maisfeldern. Da der Boden teilweise, speziell nach laengerer Trockenzeit, kurzfristig wie eine Art Betondecke wirkt, sucht sich das Wasser einen anderen Weg und ueberschwemmt z. B. die angrenzenden Strassen.
*) Regenwuermer fressen keine lebenden Pflanzen und sind deshalb auch keine Schaedlinge. Mehr ueber eines der wichtigsten Tiere fuer unser Leben auf unserer Erde siehe: Regenwuermer unten
1. Fertige Saatgutmischungen: Dies ist teuerste Art und deshalb nur fuer kleinere Areale, wie in Privatgaerten geeignet.
2. Ernten bzw. sammeln der reifen Samen von bestehenden Wildblumenwiesen per Hand oder wie meist frueher praktiziert, die Samen in der Tenne aus der trockenen Mahd aussieben. Diese Methode ist sehr arbeitsintensiv und taugt mehr fuer den Hausgebrauch.
3. Die sinnvollste wirtschaftlichste Methode das Wildblumensaatgut auf grosse Flaechen aufzubringen ist die Direktbegruenung. Hierzu sucht man sich eine bereits bestehende artenreiche Wildblumenwiese, moeglichst in der naeheren Umgebung, z. B. die eines Landwirts, aus. Damit wird auch gewaehrleistet, dass nur heimische, zumindest widerstandsfaehige Pflanzen eingesetzt werden.
Gemaeht wird die "Mutterwiese" bei beginnender Samenreife. Das Maehgut wird danach zuegig auf die "Zielwiese" gebracht, dort verteilt und dann zum Trocknen liegen gelassen. Zusaetzliches Kreiseln unterstuetzt den "Samenauswurf". Der Boden wird damit mit dem "neuen" Samen geimpft.
Es versteht sich von selbst, dass diese Technik nur Sinn hat, wenn die "Mutterwiese" auch eine entsprechende Artenvielfalt hat. Eine Mahd mit nur einigen verschiedenen Blumen- und Pflanzenarten auf der "Zielwiese" aufzubringen bringt wenig. Das Gegenteil wird damit erreicht und es kostet der Kommune nur Geld.
Das Areal oestlich des Bahndammes wurde mit Samen von einer weniger geeigneten Mutterwiese, als die Wildblumenwiese westlich des Bahndammes, geimpft. Die "magere Vielfalt" im linken Bild spricht fuer sich.
Des Weiteren wird eine Wildblumenvielfalt keinesfalls gefoerdert, wenn man die Wiese im Abstand von 6 Wochen maeht.
Eine franzoesische Bauernweisheit:
"Der liebe Gott weiss, wie man fruchtbare Erde macht und hat das Geheimnis den Regenwuermern anvertraut".
In unserem gesamten Erdreich tummeln sich viele unterschiedliche Lebewesen und diese wandeln in einem permanenten Prozess absterbendes Substrat in eine ca. 30 cm starke fruchtbare Humusschicht um.
Eine der wichtigsten Tiere fuer die staendige Erzeugung, Erneuerung und Erhalt des Humus und damit eines fruchtbaren Bodens - in Symbiose mit Bakterien und Pilzen - ist der Regenwurm. Er sorgt dafuer, dass unsere Vegetation keimen und wachsen kann und traegt damit einen wesentlichen Teil zur Lebensgrundlage auf unserer Erde bei.
Ausserdem bindet der Humus grosse Mengen an organischen Kohlenstoff aus unserer Pflanzenwelt und ist damit ein wichtiger "Killer" des Klimagases CO2. Deshalb spielt er eine bedeutende Rolle fuer den Klimaschutz?
Der Regenwurm frisst, graebt, werkelt und wuehlt sich unentwegt durch das Erdreich und kotet kontinuierlich. Mit seinem Kot erzeugt er staendig einen wertvollen naehrstoffreichen Humus (auch Mutterboden oer Muttererde genannt). Seine enorme Muskelkraft erlaubt ihm ca. das 50 fache seines Gewichtes an Masse zu schieben, zubewegen und zu ziehen. Fuer diesen gewaltigen Energieaufwand benoetigt er eine entsprechende Nahrungmenge. Diese entspricht innerhalb von 24 Stunden ca. die Haelfte seines Koerpergewichtes.
Die Naehrstoffe holt er sich dazu aus abgestorbenen Pflanzen, wie Wurzeln von Blumen, Pflanzen, Blaetterresten, Tierkot, tierischen Abfallprodukten usw. Die Menge der unweigerlich folgenden Kotausscheidung resultiert dementsprechend aus seinem vorher gefressenen Nahrungsquantum.
Er kann sich gut ueber 2 Meter in die Erde graben. Dabei lueftet und lockert mit seinen weitverzweigten roehrenfoermigen Gaengen den Boden. Die Roehren können bis zu 20 Meter lang sein. Sie verhindern zusaetzlich Staunaesse, da die Erde den Niederschlag, wie eine Art Schwamm aufsaugen und damit Wurzel von Gehoelzen, Pflanzen sowie viele weitere Kleinstwesen versorgen kann. (Deshalb sollte die Notwendigkeit von Beton- und Kiesflaechen sowie einer Bodenverdichtung z. B. durch schwere Maschinen gut ueberlegt werden).
Im Winter graben sich die Regenwuermer bis zu 80 cm in das Erdreich und halten dort einen Art Winterschlaf. Noch weiter bohren sie sich in die Tiefe, wenn der Boden z. B. im Sommer zu trocken wird.
Regenwuermer sind Zwitter. Sie besitzen weibliche und auch maennliche Geschlechtsorgane. Bei der Paarung übertragen sie ihr Sperma wechselseitig und befruchten sich damit gegenseitig.
In unserer Gegend gibt es ueber 40 verschiedene Arten von Regenwuermern, eingeteilt nach ihren Eigenschaften: Flachgrabende, Vertikalgrabende und Streubewohner.